Tacheles mit Aviel – dieses Mal über Mohammed Salah im Sinai

Tacheles, offen und unverblümt sage ich meine Meinung. Heute über Mohammed Salah im Sinai, nicht über den gleichnamigen Spieler in Liverpool.

von Aviel Schneider | | Themen: Medien, Terrorismus, Tacheles, Tacheles mit Aviel, Ägypten
Archivbild: Isaelisch-ägyptische Grenze, Bild: Shutterstock

Ich bin kein großer Fußballfan, dafür kenne ich mich mehr in Politik und dem Nahen Osten aus. Jeder zweite oder dritte Muslim heißt in Ägypten Mohammed. Mohammed Salah ist in Ägypten ein Begriff, denn er ist der berühmteste Fußballspieler und Kapitän der ägyptischen Nationalmannschaft sowie ein Star im Fußballclub Liverpool in der Premier League. Der zweite Mohammed Salah, den wir alle kennen, ist der ägyptische Terrorist und Grenzpolizist, der am Schabbat drei israelische Soldaten am Grenzzaun erschossen hat.

Zur Zeit des Anschlags war ich im Sinai, mit Beduinenfreunden in Dahab. Sie hörten in den sozialen Medien über den Vorfall und erklärten mir, dass sie den ägyptischen Mainstream-Medien kein Wort glauben. Das sagte mir nicht nur einer, sondern gleich mehrere. Als wir darüber ins Gespräch kamen, stellte sich heraus, dass ich von der israelischen Seite und deren Medien mehr wusste als meine ägyptischen Kollegen im Sinai.

Die Beduinen im Sinai wissen relativ gut, wie und was an der Grenze zu Israel abläuft, sie wissen auch sehr gut, dass die stationierten Soldaten und Grenzpolizisten an der Grenze zu Israel zur niedrigsten Klasse in der ägyptischen Nation gehören. Die ägyptischen Streitkräfte, die an der Grenze zu Israel stationiert sind, gehören zum ägyptischen Direktorat für innere Sicherheit. Das 1979 mit Israel unterzeichnete Friedensabkommen sieht vor, dass, mit Ausnahme eines schmalen Streifens östlich des Suezkanals, kein militärisches Personal auf dem Sinai stationiert werden darf. Wenn Ägypten in den letzten zehn Jahren bei besonderen Anlässen um die Entsendung von Truppen zur Bekämpfung der IS-Dschihadisten im Nordsinai gebeten hat, hat Israel stets zugestimmt.

Stunden später erzählten mir Ägypter, sie hätten gehört, israelische Soldaten hätten den ägyptischen Mohammed Salah erschossen, wobei auch drei israelische Soldaten ums Leben kamen. Doch gleichzeitig haben mir Beduinen mitgeteilt, dass es sich um einen Dschihadisten gehandelt haben soll, der den Anschlag auf israelische Soldaten auf eigene Faust verübte. Beduinen sind keine Ägypter, sondern Beduinen. So bezeichnen sie sich auf jeden Fall. Aus palästinensischen Quellen haben sie erfahren, dass es sich bei dem Vorfall wahrscheinlich um einen Anschlag handelte und sich nicht so abspielte, wie es in den ägyptischen Medien dargestellt wurde. Die Beduinen waren über den Anschlag wütend, denn so etwas ruiniert Beziehungen. Wenn die Beduinen jemanden respektieren, dann die Israelis. Mehr als alle anderen Touristen.

Nach ägyptischer Darstellung überquerte Mohammed Salah – nicht der Fußballer – die Grenze und geriet ins Feuergefecht, bei dem er und die drei israelischen Soldaten getötet wurden. Kairo übernahm keine Verantwortung und erwähnte weder den Angriff auf die beiden IDF-Soldaten, auf die er zuerst geschossen hatte, bevor er auf die israelischen Streitkräfte traf, noch entschuldigten sie sich öffentlich oder gaben Einzelheiten zu seinem Einsatz bekannt. Nicht nur das, in der Suchmaschine Google auf Arabisch linkte der Name Mohammed Salah zuerst auf den Terroristen im Sinai und erst danach auf Mohammed Salah in Liverpool.

In den palästinensischen Medien und Netzwerken wurde Mohammed Salah, der Terrorist, wie der Fußballstar im Vereinigten Königreich verherrlicht. Alle verherrlichten Mohammed Salah, aber gleichzeitig hüteten sie sich, den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah El-Sisi zu kritisieren. Im Hinblick auf den Terroranschlag an der Grenze besteht eine große Kluft zwischen dem, was die Hamas und andere palästinensische Terrorgruppierungen offiziell präsentieren, und was sie wirklich über Sisi und Kairo denken. Nachdem auf den ägyptischen Websites die Identität von Mohammad Salah bekanntgegeben wurde, explodierten die palästinensischen Kanäle mit seinen Bildern. Viel Lobpreis neben seinen Fotos, aber kein palästinensischer Führer sagte etwas, was von der ägyptischen Seite falsch verstanden werden könnte, besonders die Hamas, die in den letzten Monaten ihre Beziehungen mit Kairo wieder aufbauen möchte. Palästinenser verbreiteten eine Volksfreude, aber keine offizielle Freude in der bunten Palästinenserführung.

Aus den sozialen Netzwerken

In einem großen inoffiziellen arabischen Telegram-Kanal (über 200.000 Follower), der mit der Hamas verbunden ist, wurde der ägyptische Präsident Abdel Fattah El-Sisi bezüglich des Anschlags an der israelisch-ägyptischen Sinai-Grenze verspottet.


Auf einem veröffentlichten Foto, auf dem der ägyptische Präsident durch einen Schlitz späht, heißt es: „Ist der Schusswechsel schon vorbei?“ Ein weiteres Foto zeigt Abdel Fattah El-Sisi in nasser Militäruniform beim Urinieren mit der Bildunterschrift: „A-Sisi nach dem heldenhaften Angriff an der Grenze.“

Ein Foto aus den ägyptischen Netzwerken:

 

Mohammed Salah wurde in einer kleinen und stillen Beerdigung nördlich von Kairo in seinem Heimatort beigelegt. Arabischen Quellen zufolge bestand Israel darauf. Zumindest gab es keine Feierlichkeiten, wie sie im Gazastreifen oder anderen Palästinenserstädten bei Märtyrern üblich sind.

 


Mohammed Salah mit der goldenen Kuppel der Moschee auf dem jüdischen Tempelplatz in Jerusalem im Hintergrund. Dieses Foto ging im palästinensischen Netz viral und hat damit den Anschlag wieder mit Jerusalem verbunden.

Der Punkt ist, dass dieser Anschlag im Sinai gar kein Thema war und wenn ich mit Ägyptern und Beduinen darüber gesprochen habe, war er einfach nicht wichtig. Er wurde nicht gelobt, sondern im Gegenteil eher verurteilt. Der Anschlag des jungen Terroristen wurde in den palästinensischen Medien und Netzwerken tausendmal mehr verherrlicht als im Sinai. Und das, liebe Leser, macht die Beduinen wütend auf die Palästinenser, denn sie verstehen, dass ihnen die Palästinenser ihren Lebensstandard ruinieren. Deshalb können etliche Beduinen den palästinensischen Befreiungskampf einfach nicht mehr dulden.

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2 Antworten zu “Tacheles mit Aviel – dieses Mal über Mohammed Salah im Sinai”

  1. udin sagt:

    Danke für diesen Einblick in das Denken der Beduinen in Sinai, Aviel Schneider. Es wäre sehr erfreulich, wenn die absolute Mehrheit dieses Volkes den Terrorismus entschieden ablehnt.

  2. Matthias Vialon sagt:

    Danke für die ausführliche Darstellung.
    Diese Situation erinnert ein weinig an die Zeit des Konfliktes in Jordanien, wo es auch wen ich mich recht erinnere ein Konflikt zwischen den Beduinen die den Jordanischen König unterstützten und den Palästinensern kam

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