
Boker Tov liebe Leser!
So gerne würde ich mal etwas ohne Corona schreiben, aber das kann ich nicht. Wir werden viel zu sehr davon beeinflusst. Eigentlich dreht sich alles nur noch um das Coronavirus. Die Welt und das Land, in dem ich lebe, sind verrückt geworden. So empfinde ich das. Alles erinnert nur noch an Corona.
Corona, Corona, Corona
In der letzten Zeit habe ich sehr kritisch über unsere Situation hier in Israel geschrieben. Seit Freitag befinden wir uns im Lockdown, oder etwas Ähnliches, denn dieser Lockdown hat viele, viele Löcher. Das soll nicht heißen, dass ich ein Freund dieser Möglichkeit bin, die Ausbreitung von Corona zu stoppen. Ich denke aber, man sollte konsequent handeln und das eigentlich schon beschlossenen am Ende nicht mit vielen Ausnahmen eigentlich wieder zurücknehmen. Die Entscheidungen dürfen nicht vom politischen Erwägungen beeinflusst werden, die Politik hat hier nichts zu suchen. Überhaupt verstehe ich nicht, warum noch immer unsere Politiker das letzte Wort haben, anstatt den Kampf gegen das Coronavirus endlich den Medizinern zu überlassen.
Solange die Politiker über die Maßnahmen gegen dieses medizinisches Problem entscheiden, wird sich die Lage kaum verändern. Da wurde ein sogenannter „Corona-Befehlshaber“ ernannt, Ronni Gamzu, der Direktor des Ichilov Krankenhauses in Tel Aviv, doch leider hat dieser kaum Befugnisse. Er kann alleine nichts entscheiden, alles muss der Regierung vorgelegt werden und da geht dann alles wieder kaputt, von der ursprünglichen Idee bleibt kaum etwas übrig. So war es auch bei diesem neuen Lockdown, der vorher als noch schärfer als beim ersten Mal vor einem halben Jahr angekündigt wurde. Doch am Ende blieb nach etlichen politischen Einflüssen nur noch dieser völlig durchlöcherte und unklare Lockdown übrig. Niemand weiß eigentlich so ganz genau, wie er sich zu verhalten habe.

Jetzt hat sich das “Corona-Kabinett” wieder versammelt, um die Maßnahmen zu verschärfen, unter anderem geht es da um die Schließung der Synagogen und der Einschränkung der Arbeit im privaten Sektor. Doch schon jetzt kann man die Proteste der orthodoxen Parteien hören, sodass man bis Jom Kippur wohl erst einmal nichts ändern wird. Ja, die Politiker haben Angst, sich bei ihren orthodoxen Koalitionspartnern unbeliebt zu machen. Ob die Schließung von Synagogen und anderen Gotteshäusern unser Coronaproblem löst. Das weiß ich natürlich nicht. Aber man darf Entscheidungen wie diese nicht persönlich nehmen, es geht hier nicht darum, gegen die orthodoxen Juden anzugehen. Es geht um die Gesundheit der Bürger. Man sollte sachlich sein und zusammenarbeiten. Auf der orthodoxen Seite wird gesagt, dass man nicht verstehe, dass Demonstrationen mit tausenden Teilnehmern erlaubt sei, nicht aber das Gebet mit vielleicht 50 Menschen in der Synagoge. Was kann man dazu sagen? Aber wenn man jetzt die Demonstrationen verbieten würde, gebe es von anderer Seite Proteste, Israel würde als nicht demokratisch, als Diktatur beschimpft werden.

Sie sehen, man kann es zurzeit eigentlich niemanden recht machen. Was sollen wir tun? Vielleicht ist Schweden ja doch den richtigen Weg gegangen, als sie ohne Lockdown durch diese Krise kam und ihre Wirtschaft am Leben ließ. Auf der anderen Seite starben dort viel mehr Menschen als in Israel. Gestern wurde allerdings berichtet, dass das heute eben nicht mehr so ist. Mittlerweile hat sich das Rad gewendet, Schweden ist auf dem Weg aus der Krise, während hier bei uns alles den Bach herunterzugehen scheint. Haben wir vielleicht einfach nur zu wenig Disziplin? Ich bin verwirrt und habe keine Antwort mehr, wie wir aus dieser Krise herauskommen sollen.
Und zu einem viel angenehmeren Thema, das Wetter.
Das Wetter für heute in Israel
Teilweise bewölkt bis heiter mit einem weiteren leichten Temperaturrückgang. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 29 Grad, Tel Aviv 30 Grad, Haifa 27 Grad, Tiberias am See Genezareth 35 Grad, am Toten Meer 35 Grad, Beersheva 32 Grad, Eilat am Roten Meer 37 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist unverändert und liegt jetzt bei – 209.68 m unter dem Meeresspiegel angegeben. Es fehlen 88 Zentimeter bis zur oberen Grenze!

Ich werde versuchen, in meinem kommenden Artikel Corona einfach etwas zu ignorieren, versprechen kann ich es leider nicht. Aber wir Israelis haben ja auch noch unser alltägliches Leben, vielleicht werde ich versuchen, mehr davon zu berichten. Im Namen meiner lieben Kollegen, die ich in diesen Tagen kaum zu sehen bekomme, wünsche ich Ihnen einen angenehmen Mittwoch., Machen Sie es gut.
Schalom aus Modiin!
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