Der siebte Oktober 2023, Simchat Tora

Simchat Tora, das Freudenfest der Tora, ist diesmal ein trauriges Fest.

von Anat Schneider | | Themen: Terror, Gazastreifen
Simchat Tora, ein Fest ohne Freude. Foto: Dudu Greenspan/Flash90

Bumm, Bumm, Bumm und noch ein Bumm, ich träume, dass meine Söhne in die Schlacht ziehen.

Noch ein Bumm?

Träume ich oder bilde ich mir das nur ein? Ich öffne die Augen, will aus dem Bett aufstehen und höre eine Stimme:

“Guten Morgen, im Süden ist Krieg.”

Mein geliebter Aviel hat schon sein Handy in der Hand und informiert sich über die Geschehnisse. Traum und Gedanken vermischen sich für mich, ich erwache in einer harten Realität,

Und je weiter ich die Augen öffne, desto schlimmer werden die Nachrichten. Und je mehr Zeit vergeht, desto schlimmer wird das Bild.

Ich weigere mich, zu glauben, was ich höre. Ich will wieder einschlafen. Doch die Realität schlägt mit voller Wucht zu. Obwohl ich es normalerweise vermeide, Nachrichten zu sehen, hatte ich es diesmal nicht in der Hand. Diesmal war es außerhalb meiner Kontrolle.

Die Stimmen, die Hilflosigkeit der Menschen im Süden, gefangen in ihren Häusern, in den Schutzräumen hinter den Bäumen. Und die quälende Frage: Wo ist die Armee? Die israelischen Verteidigungskräfte waren nicht vorbereitet, wurden total überrascht.

Wo ist die Regierung?

Eine so umstrittene Regierung. Anscheinend feiern sie immer noch Simchat Torah, das Freudenfest über die Tora. Welche Freude? Der Tempel wird niedergerissen, das Volk wird zerquetscht.

Und es gibt keine Stimme der Vernunft, keine einzige. Eine Stimme, die Hoffnung macht, die uns zur Vernunft bringt. Aber es gibt keine Stimme, keine Antwort.

Und die Telefone und Whatsapps laufen weiter.

“Wie geht es euch?”

“Wir haben gehört, dass in der Bar Giura Alarm ausgelöst wurde.”

“Und die Jungs, die rekrutiert wurden?”

Ja, das stimmt, alle fünf Minuten ein Alarm. Aber die Situation ist im ganzen Land gleich. Und ich denke an Eden, sie hat keinen Sicherheitsraum. Sie hat eine kleine Tochter. Ich rufe sie an.

“Komm schnell her, hier haben wir wenigstens einen Sicherheitsraum.”

Wenigstens sind wir zusammen.

Und meine Söhne, einer in Be’er Sheva, einer in Ashdod und einer in Modiin.

Und im Fernsehen sprechen sie von der Mobilisierung der Reserven. Ich habe Angst, sie zu fragen, aber ich habe keine andere Wahl.

Bist du eingezogen worden?, frage ich sie leise?

“Ja, Mutter.”

Moran wurde sofort eingezogen. Er kam für 5 Minuten zu uns, um seine Sachen zu holen. Auch seine Freundin Eden wurde sofort eingezogen.

Tomer und Elad wurden beide angewiesen, sich bereitzuhalten und verfügbar zu sein.

In unserem Sicherheitsraum

Es gibt keine vernünftige Stimme mehr. Die einzige Stimme ist die Stimme des Herzens Die einzige Stimme ist die Stimme des Herzens, die so laut schreit …..vielleicht finden wir eine gute Reha-Klinik, um uns alle gemeinsam nach Kämpfen, Schlachten, Kriegen und Blutvergießen zu erholen.

Und die einzige vernünftige Stimme der Hoffnung, die mich im Moment umgibt, ist die Stimme eines einjährigen Babys, das um Essen bittet, das weint, wenn es schlafen will.

Es weint auch ohne Grund.

Es will spielen.

Es lacht, fällt hin, hebt die Hände, um sich tragen zu lassen.

Das ist Michaela, meine Enkelin.

Schon mir wurde bei meiner Geburt versprochen, dass dies der letzte Krieg sein wird.

Und was soll ich ihr versprechen?

Glückliche Feiertage gibt es nicht mehr.

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2 Antworten zu “Der siebte Oktober 2023, Simchat Tora”

  1. spenglersilvia sagt:
    7. Oktober 2023 um 7:12 pm Uhr

    Liebe Anat Schneider,
    wie gut kann ich mich in ihre Gedanken einfühlen – ich erinnere mich an meine
    eigenen zu DDR-Zeiten, als mein Mann Wehrdienst verweigerte und wir auf einer Liste standen. Nicht Vernunft, aber Trost war oft abhanden gekommen.
    Um Trost ist einem oft bange im einen langen Christenleben – abeer ich weiß auch, dass meine Nöte nichts sind im Vergleich zu denen des jüdischen Volkes. Da nehmen Nöte kein Ende. Man dachte nachdem der jüdische Staat wieder gegründet war, nun sind sie zu Hause, die geplagten, gedemütigten und verfolgten Augäpfel Gottes – aber es ging gleich wieder los und nahm nie ein Ende.
    Meinen Trost fand ich immer in Liedern, und eins schreibe ich Ihnen auf:

  2. spenglersilvia sagt:
    7. Oktober 2023 um 7:30 pm Uhr

    Nach Psalm 130 aus dem Lied: Aus tiefer Not schrei ch zu dir…
    4. Und ob es währt bis in die Nacht und wieder an den Morgen,
    doch soll mein Herz an Gottes Macht verzweifeln nicht noch sorgen.
    So tu Israel rechter Art, der aus dem Geist erzeuget ward,
    und seines Gottes harre.
    5. Ob bei uns ist der Sünden viel, bei Gott ist viel mehr Gnade;
    Sein Hand zu helfen hat kein Ziel, wie groß auch sei der Schade.
    ER ist allein der gute Hirt, der Israel erlösen wird
    aus seinen Sünden allen.
    Das ist Vernunft, die Jeshua schenkt. ER hält, was Er verspricht, und weil
    alle Tränen Israels getrocknet werden sollen, werden auch meine Nöte geheilt.
    Wenn der Messias als König der Juden wiederkommt, dann beginnt alles neu!
    Einen größeren Trost gibts nicht – auch keine größere Vernunft. -Schalom!

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