ANALYSE: Der wahre neue Nahe Osten

Während es hoffnungsvolle Anzeichen für Stabilität und sogar Frieden gibt, bedrohen viele Kräfte weiterhin die Zukunft des Nahen Ostens

von Yochanan Visser |
Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

Nach dem überraschenden Friedensabkommen zwischen Israel und den arabischen Golfstaaten Vereinigte Arabische Emirate und Bahrain könnte man sagen, dass der Nahe Osten nun in zwei große konkurrierende Blöcke geteilt ist.

Der eine Block besteht aus hauptsächlich sunnitisch-arabischen Staaten zusammen mit einem jüdischen Staat und wird von Saudi-Arabien, Israel und Ägypten angeführt, während der andere Block aus Iran, Irak, Syrien, Libanon und in geringerem Maße der Türkei besteht, die zunehmend mit dem Iran kooperiert, obwohl die Türkei vom sunnitisch-islamistischen Regime von Präsident Recep Tayyip Erdogan und der Iran von einem schiitischen klerikalen Regime angeführt wird.

Sowohl die Türkei als auch der Iran haben regionale Ambitionen und streben eine Dominanz im Nahen Osten an, während der Iran auch versucht, seinen Einfluss in anderen Teilen der Welt auszuweiten, wie z.B. in Afghanistan und sogar in Südamerika, wo er Venezuela hilft, eine dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) ähnliche Streitmacht zu bilden.

All dies soll dem “großen Satan”, den Vereinigten Staaten, und dem “kleinen Satan” Israel entgegenwirken und das Ziel der Islamischen Revolution von 1979 verwirklichen: die Welt in ein islamisches Imperium zu verwandeln.

Der Iran arbeitet aktiv daran, seine Macht über den Irak und den Libanon und in geringerem Maße über den Jemen, wo er die Milizen der Ansar Allah oder Houthi in ihrem Kampf mit der Zentralregierung unterstützt, zu verstärken. Die Ansar Allah erhält vom Iran fortschrittliche Raketen und andere Waffen, und mit diesen Waffen versucht man ständig, Saudi-Arabien anzugreifen.

Irans Kampf mit Saudi-Arabien dreht sich in der Tat um die Kontrolle über die heiligen muslimischen Stätten Mekka und Medina, denn das Regime des Obersten Führers Ayatollah Al Khamenei sieht sich als der wahre Hüter dieser heiligen Stätten und betrachtet das Regime von König Salman und seinem Sohn Mohammed Bin Salman als Abtrünnige.

 

Iranische Bedrohung für Israel

Israel muss in den Augen des Iran und seiner vielen Stellvertreter aus dem Nahen Osten verschwinden. Es kann einfach keinen jüdischen Staat auf dem Territorium von Dar Islam, dem Haus des Islam, geben.

Erst diese Woche enthüllte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu drei Standorte in Vierteln in der libanesischen Hauptstadt Beirut, an denen die Hisbollah direkt neben einer Tankstelle und einer Fabrik mit Gaskanistern, präzisionsgelenkte Geschosse (PGM) lagert oder herstellt.

Dabei handelt es sich in Wirklichkeit um iranische Waffenlager, da die Hisbollah vollständig vom Iran finanziert und bewaffnet wird und ihre Befehle aus Teheran erhält. Netanjahu warf den Vereinten Nationen angesichts dieser für Israel gefährlichen Entwicklungen Passivität vor.

“Israel und Staaten in der gesamten arabischen Welt stehen nicht nur zusammen, um den Frieden voranzubringen. Wir stehen zusammen, um dem größten Feind des Friedens im Nahen Osten – Iran – entgegenzutreten”, sagte Netanjahu vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen.

“Der Iran greift seine Nachbarn mutwillig und wiederholt an, und seine Terror-Vertreter sind direkt an der Gewalt im gesamten Nahen Osten beteiligt, auch im Irak, in Syrien, im Jemen, im Gaza-Streifen und natürlich im Libanon”, fügte der israelische Premier hinzu, bevor er den Versammelten eine Karte des Gebiets in der Nähe des internationalen Flughafens Rafiq Hariri in Beirut zeigte, in dem die Hisbollah GPMs unter zivilen Gebäuden lagert.

 

Konfrontation mit der Hisbollah

Die amerikanische Regierung will der Hisbollah nun weitere Sanktionen auferlegen, und zwar mithilfe des 2018 verabschiedeten Gesetzes zur “Sanktionierung des Einsatzes von Zivilisten als wehrlose Schutzschilde”, das mit Unterstützung beider Parteien verabschiedet wurde.

Laut Netanjahu könnten die drei Raketenstandorte in Beirut eine ähnliche Katastrophe wie die Explosion im Hafen von Beirut vor zwei Monaten auslösen.

Zwei der zivilen Gebäude in den Stadtvierteln Laylaki und Chouaifet in Beirut, in denen die Hisbollah die GPM lagert und produziert, beherbergen 120 Familien, wie der israelische Führer enthüllte.

Erst vor zwei Wochen ist ein weiteres geheimes Waffenlager der Hisbollah im Dorf Ain Kana im Südlibanon explodiert, aber die internationale Gemeinschaft, mit Ausnahme der US-Regierung, rührt keinen Finger, um die hochgefährlichen Aktivitäten der Hisbollah im Libanon und anderswo im Nahen Osten zu stoppen.

Ein hochrangiger Beamter des israelischen Verteidigungsministeriums sagt nun, dass die israelische Armee (IDF) Monate brauchen würde, die geschätzten 150.000 Raketen und Flugkörper der Hisbollah zu vernichten. Der ehemalige Chef der israelischen Luftwaffe und jetzige Generaldirektor des Verteidigungsministeriums, Amir Eshel, sagte in Tel Aviv, es werde “nicht Tage oder Wochen, sondern Monate” dauern, bis die IDF die Ordnung in den Kerngebieten der Hisbollah wiederherstellen könne.

Im besten Fall könne Israel nur 80 Prozent des Raketenarsenals der Hisbollah eliminieren, sagte Eshel, während die libanesische Terrorgruppe schätzungsweise 30.000 Raketen auf Israel abfeuern würde.

Dem israelischen Verteidigungsminister zufolge würde nur die Zerstörung der Infrastruktur des Libanon die Hisbollah zwingen, um einen Waffenstillstand zu betteln.

Die Terrororganisation hat mehr Angst davor, die Infrastruktur des Libanon und die seit 2007 errichteten Terror-Tunnel wieder aufbauen zu müssen, als einen längeren Krieg mit Israel zu führen.

 

Das Problem des Irak

Dann ist da noch der Irak, wo der Iran aktiv daran arbeitet, die US-Armee über die schiitischen Milizen, mit denen er amerikanische Konvois angreift, aus dem Land zu vertreiben. Diese Angriffe haben in der letzten Zeit erheblich zugenommen, und die bevorzugte Methode ist der Einsatz von Bomben am Straßenrand.

Darüber hinaus nutzt der Iran die Dachorganisation der überwiegend schiitischen Milizen al-Hashd al Sha’abi, um ständig Raketen auf die US-Botschaft in der Grünen Zone Bagdads abzufeuern.

Diese Angriffe haben bereits zu einem Rückzug der amerikanischen Soldaten aus dem Irak geführt, und die USA erwägen nun, ihre Botschaft in die autonome kurdische Zone im Nordirak zu verlegen.

Der Iran drängt al-Hashd al-Sha’abi, seine Angriffe auf die Amerikaner zu verstärken, weil man merkt, dass dies den langen Kampf um die Vertreibung der US-Armee aus dem Irak erheblich verändern könnte.

Das ist nun die neue Realität im Nahen Osten, die auch nach der euphorischen Freude über Israels Friedensabkommen mit zwei kleineren arabischen Golfstaaten sehr instabil bleibt.

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