
Das israelische Militär hält seine Bodentruppen – Panzer, Infanterie, Kampftechnik und Artillerie – für dringend überarbeitungsbedürftig, wenn es auf die Schlachten vorbereitet sein will, auf die es in künftigen Kriegen voraussichtlich treffen wird. Das berichtete das Nachrichtenportal Times of Israel.
Längst vorbei sind die Zeiten des einsamen Panzerzuges oder der Fallschirmjägerkompanie, die von einem feindlichen Militär eine Bergkuppe erobern. Der nächste Krieg der israelischen Verteidigungskräfte, sei es im Gazastreifen, im Südlibanon oder anderswo im Nahen Osten, wird sich überwiegend in städtischen Gebieten abspielen – wenn nicht in dicht besiedelten Städten, dann zumindest in entwickelten Städten – und er wird gegen Terrorgruppen und einzelne Zellen geführt werden, die autonom und unabhängig voneinander innerhalb einer Zivilbevölkerung operieren.

Nach Ansicht des Militärs wird die Eroberung einer Hauptstadt oder die Zerstörung einer Kommandozentrale nicht mehr ausreichen. Es muss in der Lage sein, eine große Anzahl von Operationen gleichzeitig durchzuführen, um einen Feind schnell und effektiv zu finden und zu zerstören, damit der Krieg schnell beendet werden kann, bevor eine große Anzahl von Raketen und Flugkörpern auf israelische Zivilisten und wichtige Gebäude abgefeuert worden ist.
Um die Bodentruppen auf den neuesten Stand zu bringen, befasst sich der Momentum-Plan des IDF-Stabschefs Aviv Kohavi ausführlich mit dem Aufbrechen homogener Einheiten mit geringen Fähigkeiten und deren Umwandlung in multidisziplinäre Einheiten, die in der Lage sind, die ganze Bandbreite der militärischen Fähigkeiten zum Tragen zu bringen. Zu diesen Bemühungen gehört die Anschaffung neuer Ausrüstung für Bodentruppen, einschließlich besserer Zielfernrohre, schultergestützter Raketen und kleiner Drohnen, sowie die Ausbildung von Soldaten in neuen Methoden und die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Einheiten.

Um das Militär auf eine neue Ära der Kriegsführung vorzubereiten, haben die Bodentruppen unter dem Kommando von Generalmajor Yoel Strick eine Reihe neuer Einheiten geschaffen, die zur Entwicklung neuer Konzepte und Techniken genutzt werden sollen, die sich schließlich im gesamten Militär verbreiten werden.
Dazu gehört auch die sogenannte Multidimensionale Angriffsbrigade, eine Einheit, die neue Kampfdoktrinen und -methoden für die übrigen Bodentruppen entwickelt, indem sie neue Wege findet, um die Palette der Waffen und Plattformen der IDF zu nutzen.
Zusätzlich zur theoretischen Entwicklung neuer Techniken bildete die IDF im vergangenen Jahr eine Einheit – die sogenannte Ghost Unit, auch bekannt als die Multi-Facetten-Einheit – die als Laboratorium dient, um die neuen Entwicklungen zu testen. Die Einheit, die sich aus Infanteristen, Spezialeinheiten, Panzern, Kampftechnikern, Nachrichtenoffizieren und Fliegern zusammensetzt, absolvierte im vergangenen Monat ihre erste große Übung, die vom Militär weithin als Erfolg gewertet wurde.
Weiterhin wird es nun auch Infanterieoffizieren von niedrigerem Rang möglich sein, Luftschläge herbeizurufen, kleinere Drohnen anzufordern, oder einen Artilleriebeschuss zu befehlen. Dabei können diese Offiziere ein Ziel auf einer digitalen Landkarte anzeigen, woraufhin ein Algorithmus des Militärs den besten Weg ausrechnet, um dieses Ziel anzugreifen, wobei die Faktoren Effizienz, Verfügbarkeit und Kosten in Betracht gezogen werden. Der Algorithmus entscheidet dann, ob ein Jet das Ziel beschießt, eine Haubitze Schüsse abfeuert, oder die Infanterie aus sicherer Entfernung Raketen abschießt.

Es gibt jedoch das Problem, dass die Gegner oft schwer zu finden sind, da sie in bewohnten Gebieten, Tunneln, oder anderen Verstecken operieren. Um diese Schwierigkeit zu überwinden, investiert die IDF massiv in billige, leicht verfügbare Sensoren, die schnell auf einem Schlachtfeld eingesetzt werden können – zunächst von Menschen und später von Robotern – sowie in die weitaus teureren Computersysteme, die in der Lage sind, die von diesen Geräten erzeugten Daten zu interpretieren. Mit einem relativ kostengünstigen Sensor an der Außenwand eines Gebäudes können Soldaten im Feld sehen, was in oder direkt unter ihnen geschieht.
Einige Infanteriesoldaten werden auch in rudimentärer Kriegsführung im elektromagnetischen Spektrum ausgebildet, indem sie lernen, wie man Geräte zur Erkennung elektronischer Signale einsetzt, um feindliche Kämpfer und Positionen zu finden.
Trotz der besten Vorbereitung auf einen Krieg, hofft man in Israel, die Armee nicht einsetzen zu müssen und sie lediglich als Abschreckung zu nutzen.
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