Jüdische Unsterblichkeit

Was ist das Geheimnis der jüdischen Widerstandsfähigkeit?

von Rabbiner Yossy Goldman | | Themen: Judentum, Bibel
Kohen. Foto von David Cohen/Flash90
Foto von David Cohen/Flash90

(JNS) Eine der letzten Stationen unserer Israel-Reise, die diese Woche zu Ende ging, war die Ausstellung Kette der Generationen in den Tunneln der Klagemauer. Wie alle Museen, die wir besuchten, beeindruckte sie durch ihre Professionalität, Kreativität, ihren fantasievollen Stil und ihre Fähigkeit, ein bestimmtes Thema zu vermitteln.

Besonders beeindruckend war die letzte Station des Rundgangs, bei der wir alle unsere eigenen Gesichter auf einer Leinwand sahen. Es war eine Botschaft zum Mitnehmen, dass unser Volk eine Reise hinter sich hat und wir nun diejenigen sind, an die der Staffelstab weitergegeben wurde. Wir sind die Zukunft, auf die sich die vergangenen Generationen verlassen haben, um ihren Fortbestand zu sichern.

Das regt zum Nachdenken an, vor allem bei uns Juden, die vielleicht noch nie darüber nachgedacht haben oder sich bewusst waren, dass sie Teil einer Generationenkette sind. “Die Verantwortung liegt bei uns.” Wir sind die Hüter der Zukunft. Generationen jüdischen Lebens haben sich ohne Unterbrechung fortgesetzt. Wir dürfen nicht diejenigen sein, die jetzt den Ball fallen lassen.

Daran musste ich wieder denken, als ich diese Woche die Thora-Lesung Emor studierte, in der es um die Kohanim geht, Mitglieder des priesterlichen Stammes, die über den Rest Israels hinaus bestimmte Gebote erfüllen müssen. Wir lesen über die Gesetze von tumah und taharah, Reinheit und Unreinheit, und darüber, dass ein Kohen sich niemals durch den Kontakt mit Toten verunreinigen darf. Wir finden auch die Gesetze darüber, wen ein Kohen heiraten darf und wen nicht, da sie als Diener des Heiligen Tempels einen besonderen Grad an Heiligkeit besitzen.

Es ist faszinierend, dass diese Gesetze auch heute noch in jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt praktiziert werden. Kohanim dienen nicht als Sargträger bei Beerdigungen und halten sich im Allgemeinen von Friedhöfen und Verstorbenen fern. Sie dürfen nicht einfach irgendeinen Juden heiraten. Ein gewöhnlicher Kohen darf zum Beispiel keine geschiedene Frau heiraten, und dem Hohepriester war es sogar verboten, eine Witwe zu heiraten. Auch diese Gesetze sind heute noch in Kraft, und aufmerksame Mitglieder des priesterlichen Stammes versuchen immer noch, das Richtige zu tun und ihren heiligen Stand nicht zu beflecken.

Woher wissen wir, wer ein aufrichtiger Kohen ist? Die Abstammung geht zurück auf Moses’ Bruder Aaron, den allerersten Hohenpriester der Geschichte. Ob Sie es glauben oder nicht, das bedeutet, dass Menschen, die sich als Kohanim bezeichnen, ihre Genealogie und ihren Stammbaum bis zu Aaron zurückverfolgen können, und zwar ganz am Anfang der jüdischen Geschichte vor über 3.300 Jahren. Ihre Väter sagten ihnen, sie seien Kohanim, genau wie ihre eigenen Väter es ihnen zuvor gesagt hatten. So setzte sich die Kette der Generationen fort und die Tradition wurde bis zum heutigen Tag weitergegeben.

Vielleicht haben Sie sogar gehört, dass Wissenschaftler in den letzten Jahren das sogenannte “Kohen-Gen” entdeckt haben. Ich finde es faszinierend, dass es bis heute ein bestimmtes Y-Chromosom gibt, das allen Kohanim aus der priesterlichen Familie gemeinsam ist. Ich erhebe keinen Anspruch auf Fachwissen auf diesem Gebiet, aber Molekulargenetiker haben diese Erkenntnisse in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Auch wenn dies keine halachisch gültige Methode ist, um festzustellen, wer ein Kohen ist, so sagt sie doch viel über die Stärke unserer jüdischen Identität und Treue aus.

Sie wirft auch ein Licht darauf, wie Kohanim, die aus verschiedenen Teilen der Welt und unterschiedlichen ethnischen Gemeinschaften stammen, dennoch das “Kohen-Gen” teilen. Ob aschkenasisch oder sephardisch, aus Europa oder arabischen Ländern, von Anchorage bis Afrika, von Jugoslawien bis Jemen, ein Kohen ist ein Kohen ist ein Kohen.

Die Mitglieder des priesterlichen Stammes haben die Tradition, ihre Gemeinden mit dem Birkat Kohanim zu segnen, beharrlich fortgesetzt: “Möge der Herr euch segnen und beschützen.” Dieser Spruch stammt aus dem 4. Buch Mose und wurde von Aaron, dem Hohepriester, schon in den Anfängen rezitiert. Unabhängig vom Ort sind diese Worte nie verlorengegangen. Jüdische Väter verwenden sie immer noch, um ihre Kinder zu segnen.

Wir sind über die ganze Welt verstreut worden, haben Wanderungen und Zerstreuungen bis in alle vier Ecken der Erde ertragen, und doch ist unsere Lebensweise irgendwie intakt geblieben: Unsere Priester, unsere Lehren, unsere Traditionen.

Ich finde das nichts weniger als inspirierend. Nicht, dass ich irgendwelche Zweifel gehabt hätte, aber dennoch ist es bestätigend und kraftvoll.

Vergessen wir nie das Geheimnis der jüdischen Widerstandsfähigkeit, Unbesiegbarkeit und Unsterblichkeit. Unsere Thora ist ewig. Unsere Traditionen sind ewig. Und indem wir diese Traditionen heute bewahren, bleibt unser Volk ewig und die Kette der Generationen wird für immer weitergehen, wo immer wir auch leben mögen.

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3 Antworten zu “Jüdische Unsterblichkeit”

  1. marie.luise.notar sagt:

    Die Sache mit den Kohanim von Generation zu Generation–wirklich sehr beeindruckend….Die Thora ist ewig, da kann ich mich anschließen…Die Traditionen ….hier leider nicht…Jesus redet da viel zu Klartext mit den Pharisäern und Schriftgelehrten. Jesus und sein Wort, AT und NT wirkt in vielen Christen, mich eingeschlossen, enorm verändernd…Das griechische Wort METAMORPHOO
    bringt das zum Ausdruck–siehe Römer 12.2 –für alle, die den Begriff Metamorphose aus der Insektenwelt kennen….gleichnishaft wirkt Gottes Wort incl dem Neuen Testament…so erlebe ich es und so kenne ich andere auch persönlich, die ebenfalls diese Wirung erleben…mit größter Dankbarkeit und wirklich frei-machend erleben. Und wenn dieser Artikel von UNSTERBLICHKEIT redet, dann bekommt dieses Wort in Verbindung mit Römer 12.2 für alle, die dieses geistliche Prozedere praktisch, auf Erfahrungen basierend, durchlaufen, seine eigentliche Bestimmung nämlich die Perspektive auf EWIGES LEBEN

  2. Axel Klinkewitz sagt:

    “Und indem wir diese Traditionen heute bewahren, bleibt unser Volk ewig und die Kette der Generationen wird für immer weitergehen, wo immer wir auch leben mögen……”
    Und zwar weil der Gott Israels es so will, der durch sein Volk seinen Namen, seine Macht sichtbar und erfahrbar macht. Von Herzen danke ich IHM, dass er uns das Volk, seine Weisungen und seinen Messias gegeben hat.

  3. hdfuerst sagt:

    Ja, die Tora ist ewig gültig. Es ist wie ein Wunder, dass es ein Kohanim-Gen gibt, dass heute noch nachweisbar ist. Der Talmud ist allerdings erst viel später entstanden und kann nicht als göttliche Wahrheit genommen werden. Auch die Lehren im NT, die dem Wort Gottes im Tanach widersprechen, sind falsch. Paulus war ein Falschlehrer, er hat das Christentum erfunden. Jeschua sagte, (Matt. 5, 20) “Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.” (Elb.Bibel)

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