Guten Morgen Israel – Die Angst vor Entscheidungen

Während sich immer mehr Israelis mit dem Coronavirus infizieren, streiten sich unsere Politiker über den Weg, den Israel gehen soll.

von Dov Eilon | | Themen: Guten Morgen
Foto: Miriam Alster/Flash90

Boker Tov liebe Leser!

So gerne würde ich zum Beginn des neuen Tages über etwas anderes als Corona schreiben. Aber ich schaffe es leider nicht. Die Situation hier bei uns ist einfach zu chaotisch, um sie zu ignorieren. Unsere Regierung tut sich schwer, Entscheidungen zu treffen, was uns am Ende teuer zu stehen kommen könnte.

Irgendwie scheinen es unsere Politiker noch immer nicht gelernt zu haben, dass sie Entscheidungen bezüglich der Gesundheit der Bürger nicht von politischen Interessen abhängig machen können. Doch leider ist es genau das, was hier immer wieder passiert. Es wird eine Entscheidung veröffentlicht, die noch von der Knesset oder der Regierung genehmigt werden muss, und dann kommen von allen möglichen Seiten die Proteste. Niemand möchte benachteiligt werden.

Diesmal geht es um den Entschluss, über Städte und Gemeinden mit einer besonders hohen Infizierungsrate eine Ausgangssperre zu verhängen. Unter diesen sogenannten „roten“ Städten befinden sich sehr viele arabische Städte und einige jüdisch-orthodoxe Städte, wie Bnei Brak und Elad. Diese fühlten sich nun benachteiligt, warum solle über sie eine Ausgangssperre verhängt werden, während man sich woanders weiter fröhlich versammeln könnte. „Warum nur ich und nicht auch die anderen? Ich mache da nicht mit!“ So etwa könnte man die Reaktion einiger Städte beschreiben, die sich gestern in letzter Minute bei unseren Politikern beschwerten und drohten, die Anweisungen nicht zu befolgen.

“Ersatzministerpräsident” Benny Gantz zu Besuch beim Bürgermeister von Bnei Brak, gestern. Hat sich gelohnt.

Und nun? Um es sich mit den orthodoxen Gemeinden nicht zu verderben, schließlich braucht man sie bei den Wahlen, hat man sich jetzt für eine andere Lösung entschieden. Jetzt geht es nicht mehr nur um etwa 10 Städte, sondern 40 Städte, die als „rot“ gelten, darunter große Städte wie Aschdod, Aschkelon, Bet Schemesch und sogar Eilat. Statt einer totalen Ausgangssperre soll es ab heute eine nächtliche Ausgangssperre für alle 40 roten Städte und Gemeinden geben. Von 19 Uhr bis 5 Uhr morgens ist es demnach verboten, sich vom Haus weiter als 500 Meter zu entfernen, es sei denn, man kauft Lebensmittel oder Medikamente. Alle andere Geschäfte müssen ab 19 Uhr geschlossen werden. Auch der Schulunterricht soll in diesen Städten eingestellt werden. Für viele Eltern bedeutet dass, dass sie mit ihren Kindern zu Hause bleiben müssen.

Und nun? Jetzt schreien nicht mehr die Orthodoxen, sondern die Bürgermeister der anderen Städte, die nun auch von den Maßnahmen betroffen sind. Besonders in Eilat ist man sehr besorgt über die möglichen Auswirkungen einer nächtlichen Ausgangssperre. Gerade hat sich die Stadt erholt, jetzt befürchtet man einen weiteren Schlag. Denn wer hat schon Lust, Urlaub in einem Ort zu machen, wo man am Abend nicht ausgehen kann?

Am Ende liegt es nur an uns. Viele von uns verstehen das noch nicht. Der Machane Jehuda Markt in Jerusalem.

Auch ist sich niemand sicher, ob das nun der richtige Weg ist. Dazu kommt, dass man noch immer an eine allgemeine Ausgangssperre für das ganze Land zu den Feiertagen denkt. Dass ein Lockdown die Zahl der Neuinfizierungen verringert, haben wir bereits beim letzuten Mal gelernt. Die Frage ist, was macht man danach, um die Zahl gering zu halten? Am Ende liegt es nur an uns, den Bürgern. Leider haben viele das Vertrauen in die Regierung verloren. Aber solange wir nicht verstehen, dass wir uns anders als sonst benehmen müssen, wird sich die Situation nicht verbessern. Man kann eben keine Hochzeiten mit hunderten von Gästen feiern, das müssen leider besonders die orthodoxen und arabischen Gemeinden begreifen. Und niemand muss sich persönlich angegriffen fühlen, wenn man das sagt.

Auch unsere Politiker müssen begreifen, dass sie ihre Entscheidungen nicht von den politischen Interessen abhängig machen können. Das verschwendet sehr viel Zeit. Dieses Problem, sich nicht entscheiden zu können, macht mich wahnsinnig. Wir haben einen Corona-Knesset-Ausschuss, ein Corona-Kabinett und einen Corona-Befehlshaber. Ach ja, auch unsere riesige Regierung wurde ja angeblich nur gebildet, um das Coronavirus zu bekämpfen. Leider bekämpft man sich dort nur gegeneinander.

Mit wird heiß, daran ist auch dieses Spätsommerwetter schuld, es will einfach nicht kühler werden.

Hier ist das Wetter für heute in Israel:

Etwas niedrigere Temperaturen, aber noch immer sehr heiß. An der Küste weiterhin unangenehm schwül. Für heute werden folgende Höchsttemperaturen erwartet: Jerusalem 36 Grad, Tel Aviv 32 Grad, Haifa 29 Grad, Tiberias am See Genezareth 38 Grad, am Toten Meer 40 Grad, Beersheva 37 Grad, Eilat am Roten Meer 43 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth ist um weitere anderthalb Zentimeter gesunken und liegt jetzt bei – 209.56 m unter dem Meeresspiegel. Es fehlen 76 Zentimeter bis zur oberen Grenze!

Gestern sind wir kurz an das Meer gefahren, einfach etwas abschalten von diesem ganzen Durcheinander.

Im Namen der gesamten Redaktion von Israel Heute wünsche ich Ihnen trotz allem einen angenehmen Tag und mehr Entschlossenheit, mit dieser Krise, die uns alle betrifft, fertig zu werden. Machen Sie es gut.

 

Schalom aus Modiin!

 

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