Gerade einmal 14 cm fehlen nach Angaben der Wasserbehörde am 20. April noch bis zum absoluten Höchststand von 208,8 Metern unter dem Meeresspiegel. Die Behörde rechnet damit, Anfang Mai den Degania Damm öffnen zu müssen, um Überflutungen an den Ufergebieten zu vermeiden. Dieser Damm war 1995 zum letzten Mal geöffnet worden. Die Inbetriebnahme käme dem Jordanfluss zugute, der ebenfalls in den letzten Jahren stark unter Wassermangel gelitten hat. Mittlerweile ist sogar wieder damit begonnen worden, begrenzt Frischwasser aus dem See in die Wassernetzwerke zu leiten. Das hatte es seit den Jahren der Wasserkrise nicht gegeben.
Mit rund 210 Metern unterhalb des Meeresspiegels ist der Kinneret, wie er auf Hebräisch heißt, der am tiefsten gelegene Frischwassersee der Welt. Das beliebte Ausflugziel hat in den letzten Wochen nicht nur an Wasser zugelegt, sondern auch an Sauberkeit. Seit dem Ausbleiben der Besucherströme erholt sich die Natur in nie zuvor gekanntem Ausmaße. Wo sonst Müll die Strände verschandelte, wo Wiesen und Gräser von Besuchern niedergetreten wurden, wo während der Feiertage in Scharen gegrillt und gefeiert wurde, grünt und blüht es heute, atmet die Natur endlich einmal auf.
Die Wasserfülle durch die zahlreichen winterlichen Regenfälle im Land kommt genau zur richtigen Zeit. Avraham Rubinstein, der Bürgermeister von Bnei Brak, meldete, in seiner Stadt sei der Wasserverbrauch seit Beginn der Coronakrise um mehr als 50 Prozent angestiegen. Er stellte daher einen Antrag an das Innenministerium mit der Bitte, die Obergrenze für den Mindesttarif für Wasser zu senken. Auch Knessetmitglied Yaakov Asher setzte sich dafür ein. Eine Senkung des Wasserpreises wäre für einen Großteil der israelischen Bevölkerung eine große Erleichterung.
Eher unwahrscheinlich ist, dass jetzt im großen Stil Wasser aus dem See Genezareth zur Frischwasserversorgung abgezweigt wird. Heute stammt bereits 60 Prozent des Trinkwassers im Land aus Entsalzungsanlagen. 50 Prozent des Wassers für die Landwirtschaft besteht aus recyceltem Abwasser. Dadurch wird die Natur erheblich entlastet und die Ressourcen werden geschont. Ein zukunftsweisender Weg, der nicht nur der Natur, sondern in erster Linie auch uns Menschen zugutekommt.

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