
Die Zahl der Corona-Erkrankungen in den palästinensischen Gebieten scheint gering, aber die offiziellen Zahlen geben wohl nur einen Bruchteil der wirklichen Fälle an.
Mitte April gab die palästinensische Autonomiebehörde 260 Corona-Erkrankungen in ihren Gebieten an, aber Beobachter gehen von über 6000 aus. Auch die israelische Regierung weiß, dass man mit palästinensischem Datenmaterial vorsichtig sein muss. Dementsprechend verweigert Israel Palästinensern aus Gebieten, wo Corona-Erkrankungen auftraten, die Einreise. Bethlehem und Umgebung sind so ein Gebiet, und viele Ansässige merken, dass sie ohne Einkommen sind, wenn Israel seine Übergänge dicht macht. Besonders betroffen sind Bau- und Fabrikarbeiter, aber auch Angestellte im Gesundheitswesen.
In normalen Zeiten sind etwa 130.000 Palästinenser im Besitz einer Arbeitserlaubnis für Israel, zusätzlich arbeiten tausende illegal im Land. Wer heute noch in Israel arbeitet, muss jederzeit befürchten, dass ihm die Einreise verweigert wird, wenn es in seinem Ort zu einem Corona-Fall kommt.
Die Palästinensische Autonomiebehörde, die stark von Korruption geprägt ist, hat so gut wie kein soziales Netz, das die wirtschaftliche Situation von Arbeitern erleichtern könnte. Auch die 20 Millionen Dollar, die die Autonomiebehörde im Angesicht der Krise zugesagt hat, werden nur wenig lindern. Palästinensische Arbeiter, die seit vielen Jahren in Israel arbeiten, haben nun den jüdischen Staat um Hilfe gebeten. Bisher hat Israel noch nicht auf diese Anfrage reagiert.
Es gibt jedoch noch andere Möglichkeiten wirtschaftlicher Hilfe für Palästinenser. Wer offiziell in Israel angestellt ist, zahlt 18,5 Prozent seines Einkommens in einen Pensionsfonds. Es wäre denkbar, dass die Regierung einen Teil dieses Geldes jetzt schon freigibt. Ferner zahlen israelische Angestellte monatlich in einen „Krankheitstag-Fonds“ für palästinensische Arbeiter ein, und auch dieser könnte angezapft werden. Der aktuelle Wert dieses Fonds wird auf 500 Millionen Schekel geschätzt.
Vertreter der Palästinenser sehen eine große wirtschaftliche Krise für ihre Bevölkerung voraus. Sie drohen, dass die Stimmung explodieren könnte, wenn die Arbeiter nicht besser abgesichert werden und die Menschen in den Gebieten verzweifeln.
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