Guten Morgen liebe Leser!
Bei uns in Israel wird gerne gestreikt. Der Streik ist in Israel ein rechtmäßiges Mittel für den Arbeiter, seine Rechte durchzusetzen. Bevor jedoch mit einem Streik begonnen werden darf, muss zwei Wochen vorher ein Disput ausgerufen werden. Das machen die Vertreter der Arbeitnehmer, wie Personalräte oder Gewerkschaften. Das dient dazu, die Uneinigkeiten zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber durch Verhandlungen zu lösen, bevor es zu einem Streik kommt. Es ist selten, dass nicht irgendwo in Israel jemand streikt. Vor nicht zu langer Zeit waren es die Schreibkräfte der Gerichte, die die Verhandlunsprotokolle schreiben. Fast zwei Wochen lang wurden Verhandlungen aufgeschoben.
Warum erzähle ich Ihnen das? Weil es heute die Ärzte der öffentlichen Krankenhäuser sind, die heute früh einen 24-stündigen Streik begonnen haben. Das bedeutet, dass die Krankenhäuser so arbeiten, als wäre Wochenende, Shabbat. Es werden nur lebensrettende Operationen durchgeführt, alle anderen OPs werden aufgeschoben, oft muss der Patient einen neuen Termin vereinbaren, was sehr ärgerlich ist. Als vor zwei Wochen der Disput ausgerufen wurde, war der Grund, dass es den Chefärzten in Zukunft untersagt werden soll, nachmittags in Privatkliniken tätig zu sein, was natürlich deutliche finanzielle Verluste mit sich bringen würde. Das Gesundheitsministerium war der Ansicht, dass sich ein Chefarzt voll und ganz auf seine Arbeit im Krankenhaus konzentrieren soll. Später wurde diese Forderung zurückgenommen, doch der Streik wurde nicht abgesagt. Heute begründet die Ärztegewerkschaft den Streik damit, dass sie mehr Stellen für Ärzte fordert, besonders junge Ärzte, die sich im Krankenhaus nach ihrem Medizinstudium auf ein Spezialgebiet vorbereiten müssen. Diese arbeiten besonders intensiv, oft zwei Schichten hintereinander. Der Streik solle die Versorgung der Patienten verbessern. Der israelische Gesundheitsminister sagte, der Streik sei überflüssig.
Natürlich gibt es im israelischen Gesundheitssystem noch viel zu verbessern. Ich persönlich finde aber, dass die medizinische Versorgung hier in Israel sehr gut ist. Es gibt ein staatliches Gesundheitsgesetz, jeder ist versichert, die Gebühren für die Krankenkassen werden wie eine Steuer vom Gehalt abgezogen. Es gibt in Israel vier Krankenkassen, jeder kann sich frei entscheiden, zu welcher Krankenkasse er gehören möchte. Die Kassen betreiben medizinische Zentren, wo es verschiedene Ärzte und weitere Einrichtungen gibt, wie Apotheke, erste Hilfe, alternative Medizin usw. Wenn ich zu einem Arzt gehen möchte, kann ich mir den Termin mit einer App bestellen. Wenn ich dann zur Krankenkasse gehe, schiebe ich meine Karte durch einen Automaten, der mir eine Nummer gibt. Dann kann ich auf einem Monitor sehen, wieviele Patienten noch vor mir sind und wann ich dran bin. Wenn ich mal eine Blutuntersuchung gemacht habe, bekomme ich eine Email, wenn es Ergebnisse gibt. Dann kann ich die Ergebnisse in der App oder im Internet aufrufen. Es gibt die Möglichkeit, sich online mit dem Arzt in Verbindung zu setzen, Rezepte zu bekommen, Medikamente vorzubestellen und vieles mehr.
Wenn man sich abends oder nachts nicht wohl führt geht man zu einer Notaufnahme der Krankenkassen, die es in jeder Stadt gibt. Erst danach kann man sich dann eine Überweisung in ein Krankenhaus geben lassen. Ich bin zufrieden mit der medizinischen Versorgung. Ich habe sie in der vergangenen Woche selber in Anspruch nehmen müssen, man hat sich sehr gut um mich gekümmert. Aber die Krankenhäuser arbeiten schwer, oft sind sie überfüllt, so das Betten in den Fluren stehen. Es gibt also noch viel zu tun.
So, liebe Leser, ich habe dieses Mal vielleicht etwas zu viel geschrieben. Aber ich wollte ihnen einmal beschreiben, wie bei uns die medizinische Versorgung funktioniert.
Jetzt bin ich Ihnen aber noch das Wetter für heute in Israel schuldig:
Heiter bis wolkig mit leichtem Temperaturrückgang. Folgende Höchsttemperaturen werden erwartet: Jerusalem 30 Grad, Tel Aviv 30 Grad, Haifa 29 Grad, Tiberias am See Genezareth 38 Grad, am Toten Meer 39 Grad, Eilat am Roten Meer 40 Grad. Der Wasserpegel des See Genezareth liegt derzeit bei -213,14 m unter dem Meeresspiegel, Tendenz sinkend.
Nun wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Donnerstag, bleiben Sie gesund.
Shalom aus Jerusalem!
Dov
Israel Heute Mitgliedschaft
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