Nach langen Jahren der Überlegungen und Erwägungen hat die israelische Regierung den nicht traditionellen Juden gegenüber Eingeständnisse gemacht, und ihnen gestattet, zukünftig an der Klagemauer in Jerusalem beten zu können, so wie sie wollen. Für tausend Jahre wurde dort bisher nur auf traditionelle Weise gebetet, einschließlich getrennte Seiten für Männer und Frauen. Seit den achtziger Jahren hatten jedoch Reform- und Konservativjuden dies angefochten. Man forderte eine Anerkennung ihres Rechts, so dort beten zu können, wie sie es gewohnt seien. Obwohl sie keine allzu große Gruppe bilden, haben diese Nicht-Traditionellen, vor allem die „Frauen der Mauer“ (Bild), schlussendlich die Regierung überzeugt, den südlichen Teil der verbliebenen Mauer des Tempelbergs für ihre Nutzung zugeteilt zu bekommen.
Für den Oberrabbiner der Klagemauer, Rabbi Shmuel Rabinovitch, ist dies ein bitterer Kompromiss. Jedoch nannte er es „das weniger schlimmere zweier Übel“. „Seitdem die am Rand befindliche und dennoch stürmische Frauengruppe mit dieser Medienkampagne begann, ist aus der Klagemauer als eigentlich vereinigendem Platz für alle eine Kampfarena geworden. Es wird Jahre dauern, bis die Lästerung, die diese Gruppe verursacht hat, wieder ausgewetzt ist. Das neue Arrangement ist das Ergebnis der rechtlichen Auflagen und die Angst vor einer weiteren Eskalation in diesem Kampf, die Wände der Heiligkeit zu brechen. Wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um diese schreckliche Affäre hinter uns zu bringen.“
Reform-Rabbi Uri Regev zeigte sich auch nicht sehr glücklich. „Wir sprechen hier von einem schmerzhaften Kompromiss. Während die orthodoxe Besetzung der traditionellen Klagemauer weitergeht, müssen die Liberalen zum südlichen Teil der Wand am Robinsonsbogen gehen“ klagte er.
Die neue Gebetszone, Azarat Israel genannt, befindet sich in dem archäologischen Garten am südlichen Fuß des Tempelbergs. In Zukunft soll ein Platz zum Gebet um die dort befindlichen Antiquitäten errichtet werden. Es wird auch einen separaten Eingang geben – kurzum, die Regierung hat effektiv eine neue heilige Stätte für die nicht-traditionellen Juden eingerichtet, die getrennt von der originalen Klagemauer steht. Haim Navon, ein gemäßigter Rabbiner, denkt, dass diese Regelung ein teures und hilfloses Unterfangen ist, das nichts lösen wird. Er warnt gerechterweise, dass die eingefädelten Zusammenstöße der nichtorthodoxen mit dem Oberrabbinat nur dazu dienen sollen, ihnen ein spezielle liberale Weltansicht aufzunötigen, weshalb solche Konfrontationen nicht mit dem neuen Gebetsplatz aus der Welt geschafft sind, sondern diese dann auf andere Angelegenheiten konzentriert werden.
„Die Klagemauer ist ein nationales Symbol, von dem niemand das Recht hat, sich ein eigenes Stück herauszuschneiden. Die Mauer kann nicht gleichmässig aufgeteilt werden“, so Rabbi Navon.
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