
In den letzten Monaten wurde Israel Heute mehr als üblich von seinen Lesern kritisiert. Es geht den Kritikern um die israelische Impfpolitik, die wir zu einseitig und zu positiv beschreiben. Darüber hinaus bin ich persönlich beschuldigt worden, geistlich daneben zu liegen, weil ich – so wirft man mir vor – als Chefredakteur von Israel Heute keine kritischen Gegenstimmen aufkommen lasse. Ich habe dafür tüchtig auf den Deckel bekommen, wie man so schön sagt.
Über Jahre hinweg wurde Israel Heute für seine objektive Berichterstattung im Nahen Osten und im Konflikt mit den Palästinensern gelobt. Nun auf einmal heißt es, wir sind einseitig, weil wir in Israel anderer Meinung sind und die Impfpolitik der israelischen Regierungen für gut befinden. Gegenstimmen gibt es auch in Israel, aber das sind dieselben Stimmen, wie in euren sozialen Netzwerken nur auf Hebräisch. Nichts Neues. Nur ein Unterschied, die Gegenstimmen in Israel sind Nebensache und bei euch der Mittelpunkt.
In meiner Familie haben sich alle mit Pfizer zweimal geimpft und dafür entschuldige ich mich nicht. Das ist meine Entscheidung und die Entscheidung der Mehrheit im Volk. Natürlich haben wir uns vorher informiert und natürlich sind auch bei uns noch etliche Fragen offen. Aber trotzdem haben wir uns für die Impfung entschieden.
Ich bin kein Mensch, der Corona-Leugner und Impfgegner kritisiert oder gar geistliche Fantasien erfindet, um Andersdenkende schlecht zu machen. Dasselbe erwarte ich im Gegenzug von denen, die sich aus privaten Gründen nicht impfen lassen wollen.

Einer meiner besten Freunde und Kameraden aus meiner Militärzeit in den 80er Jahren im Libanon ist ein Impfgegner und dennoch sind wir weiterhin Freunde und machen uns nicht gegenseitig schlecht. In unserer Redaktion haben wir einige Mitarbeiter, die sich nicht impfen lassen wollen, und dennoch arbeiten sie bei mir und werden nicht entlassen. Keiner ist Bürger zweiter Klasse. Dann habe ich Freunde, die sich nur dann impfen lassen wollen, wenn dies für Flugreisen zur Pflicht werden sollte. In Israel wird das lockerer aufgenommen und keiner macht aus der Zweiklassengesellschaft ein Drama oder ein apokalyptisches Merkmal.
Dasselbe wünschte ich mir auch von einigen unserer christlichen Leser, die sehr gerne Liebe predigen, aber sobald ihnen etwas nicht passt, verschwindet die Liebe im Wind der Corona Krise.
Vieles wundert mich ehrlich gesagt nicht mehr. Man kann nicht verleugnen, dass es auch in der christlichen Welt dunkle Seiten gibt, und die sind mir in den letzten 25 Jahren öfter begegnet. Mich erinnert das an das Konzeptalbum „The Dark Side oft he Moon“. So gibt es meiner Meinung nach wie bei der dunklen Seite des Mondes auch eine dunkle Seite im Christentum. Denn es gibt Christen, die aus jedem politischen Spektakel, ja sogar aus jeder Naturkatastrophe ein geistliches Theater machen und das dann auch noch anhand der Bibel begründen. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben: Ich kenne persönlich Christen in Deutschland und in Österreich, die sich gegen das Coronavirus geimpft haben und jetzt von Freunden vorgeworfen bekommen, sie seien keine Gläubigen mehr. Das ist nicht normal.
Ein anderes Beispiel ist die Annahme vieler Christen, die COVID-19-Impfung sei das Malzeichen des Tieres. Dass das nicht stimmen kann, zeigt ein kurzer Blick in die Bibel. Dort wird das Malzeichen mit Anbetung des Antichristen verbunden sowie mit einem sichtbaren Zeichen auf der Hand oder der Stirn. Eine Impfung ist kein solches sichtbares Zeichen auf der Hand oder der Stirn, noch beten Menschen, die sich impfen lassen, aktiv einen Antichristen an. Selbst hochbekannte Stars wie der amerikanische Rapper Kanye West, der sich als gläubiger Christ in der Öffentlichkeit präsentiert, verbreitet diese Annahme. Viele werden bestimmt seine Frau Kim Kardashian kennen.
Der erfolgreiche christliche Geschäftsmann Mike Lindell, Geschäftsführer von My Pillow, hat derweil Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vorgeworfen, das ganze Land gegen COVID-19 impfen zu lassen, eine Maßnahme, die seiner Meinung nach mit den apokalyptischen Prophezeiungen des Buches der Offenbarung einhergehe. Mike Lindell vergleicht Israels grünen Pass mit dem biblischen Zeichen des Tieres. Als wir darüber berichteten, hagelte es Lob, dass wir endlich mal etwas Vernünftiges über Covid-19 berichtet hätten.
Dass unter Christen Ängste verbreitet werden, ist nichts Neues. Vor Jahren erwarteten viele zur Jahrtausendjahreswende einen apokalyptischen Jahrtausendcrash. Der Y2K-Millenium-Bug jagte vielen Menschen Angst ein. Im Vorfeld des Jahrtausendwechsels von 1999 auf 2000 war eine Katastrophe vorhergesagt worden, dass alle Computersysteme abstürzen würden. Zahlreiche Stimmen in den Medien und besonders aus den evangelikalen Kreisen prophezeiten apokalyptische Szenarien in der ganzen Welt. Es gab sogar Christen, die beim Millenniumwechsel auf das Wiederkommen des Messias vor Ort in Jerusalem gewartet haben. Videokameras wurden in Jerusalem in Richtung Ölberg aufgestellt, denn Christus sollte gemäß ihrer Vorstellung zu Mitternacht am Jahrtausendwechsel erscheinen. Nichts ist passiert, hat sich dafür jemals ein christlicher Prediger entschuldigt, falsches prophezeit zu haben?
Jahre zuvor haben Christen Aids und HIV als eine Strafe Gottes gegen Homosexuelle gesehen. Als später nicht nur Männer betroffen waren, sondern der Virus ebenso Frauen angegriffen hat, wurde Aids als Gottes Urteil gegen sexuelle Unmoral ausgelegt. Über Jahrzehnte hinweg lebt die Welt mit Aids und nun gibt es ein Medikamentencocktail gegen Aids. Hat die Menschheit nun Gottes Urteil besiegt? Warum fragen sich Menschen nicht diese Fragen?

Wir alle warten auf den Messias. Auch sind wir uns gewiss, dass sich die Bibel erfüllen wird. Dafür ist die Existenz Israels ein klares Zeichen und Wunder. Natürlich haben wir Angst vor gefährlichen Pandemien und Naturkatastrophen, die unser Leben und das Leben unseren Lieben in Gefahr bringen. Wer an Gott glaubt, glaubt auch, dass er in dieser Zeit wirkt. Es ist nur die Frage, wie wir damit umgehen.
Ich möchte zum Schluss noch betonen, dass mir völlig bewusst ist, dass Israel ein Risiko eingegangen ist. Aber das ist Israels Entscheidung. Wenn also Israel von Pfizer mit der Genehmigung der israelischen Regierung zum Labor für die Nationen ausgewählt worden ist, dann ist das Israels Angelegenheit. So wie Gott das Volk Israel ausgewählt hat, so ist das zuerst Gottes und Israels Angelegenheit. Davon haben schließlich auch andere Völker profitiert. Wer weiß, vielleicht werden auch im neuen Fall Völker davon profitieren, weil sich Israel für die Welt als Labor geopfert hat. Oder ist auch hier Neid versteckt? So oder so bin ich mir sicher, liebe Leser, das alles zum Guten kommen wird, denn das Leben ist die stärkste Impfung Gottes gegen Wahnsinn.
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